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Max Schultze "Apostel für die Schönheit"
Der aus einer angesehenen Beamtenfamilie stammende und vier Jahrzehnte als Hofarchitekt in Diensten des Fürstenhauses Thurn und Taxis stehende Max Schultze war um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert eine der vielseitigsten Persönlichkeiten Regensburgs. Gut vernetzt bis in höchste Kreise und vielfältig engagiert, hat er in Beruf, Freizeit und Ehrenamt ein beeindruckendes Lebenswerk geschaffen. Bei aller öffentlichen und privaten Anerkennung von Zeitgenossen und trotz zahlreicher architektonischer und künstlerischer Spuren, die sich bis heute in ganz Bayern und weit darüber hinaus erhalten haben, ist Max Schultze knapp hundert Jahre nach seinem Tod weitgehend aus dem kollektiven Gedächtnis verschwunden.
Dass der Name Max Schultzes zumindest in Regensburg nicht ganz in Vergessenheit geraten ist, liegt hauptsächlich an dem von ihm seit 1906 angelegten und später nach ihm benannten Steig am rechten Donauufer stromaufwärts von Regensburg. Dennoch dürften bis heute nur wenige Spaziergänger wissen, wer genau sich hinter dem Namensgeber verbirgt.
Eine wissenschaftliche Beschäftigung mit Schultze setzte mit der 1991 eingereichten Dissertation des Regensburger Kunsthistorikers Wolfgang Baumann über „Das fürstlich Thurn- und Taxissche Schloß St. Emmeram in Regensburg. Architektur und Zimmerdekorationskunst im Historismus 1872–1912“ ein. Die Digitalisierung der beim Verlag Laßleben in Kallmünz aufbewahrten umfangreichen Sammlung originaler Diapositive und Glasnegative von Max Schultze-Fotografien gab 2015 einen neuen Impuls. Mit dem bemerkenswerten Bildmaterial konnte vom 4. September bis 15. Oktober 2017 vom Kulturreferat des Landkreises Regensburg und weiteren Institutionen im Foyer des Landratsamtes Regensburg eine sehr erfolgreiche Ausstellung gezeigt werden.
Dabei wurde von einigen Besucher/-innen die Idee geboren, das gesamte Lebenswerk Max Schultzes in einem erheblich umfassenderen Rahmen zu würdigen. Es entstand ein loser Arbeitskreis, in dem im Laufe der Zeit letztlich alle Autoren/-innen und Herausgeber dieses Bandes mitgewirkt haben, darunter auch 24 Teilnehmer/-innen eines sechsmonatigen kunstgeschichtlichen Seminars an der Universität Regensburg.
Es wurde zunächst ein wissenschaftliches Symposion organisiert. Die Tagung fand am 6. und 7. März 2020 im Runtingerhaus in Regensburg statt. Auf Grundlage der dabei gewonnenen Erkenntnisse wurde die Ausstellung samt Katalog konzipiert. Sie ist ab dem 9. Juli 2021 in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel in Regensburg zu sehen und wird von den Museen der Stadt Regensburg in Kooperation mit dem Historischen Verein für Oberpfalz und Regensburg, mit der Fürst Thurn und Taxis Hofbibliothek und mit dem Institut für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg veranstaltet.
Von Anfang an war die langjährige zweite Vorsitzende der Regensburger Alpenvereinssektion, Gisela Zundel, ein maßgeblicher Motor dieses Projekts. Ihr lag sehr viel daran, die Erinnerung an den Alpinisten Max Schultze wachzuhalten. Den Erfolg ihrer Bemühungen durfte sie nicht mehr erleben, ihr sei deshalb der Katalog gewidmet.
Max Schultze war ein Kind des „langen“ 19. Jahrhunderts, welchem der berühmte Karl Friedrich Schinkel schon sehr früh attestierte, dass es von der „Entdeckung des Bedrohten“ geprägt sei. Nun würde diese Formulierung wohl auch auf unsere Gegenwart passen, man braucht sich nur die gesellschaftlichen Diskurse der letzten Jahre zu den Themen Flüchtlingskrise, Klimawandel oder Corona-Pandemie vor Augen führen. Die interdisziplinäre Beschäftigung mit dem Leben und Werk des selbsternannten „Apostels für die Schönheit“ lohnt sich deshalb aus mehreren Gründen.
Zum einen aus kunstgeschichtlicher Sicht: Das vielseitige Werk Schultzes als Architekt und Künstler ist schlicht von zu hoher Qualität, um es undokumentiert dem Vergessen anheimzugeben. Zum anderen aus kulturgeschichtlicher und historischer Sicht: Schultze ist als typischer Vertreter der sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts auch in Bayern allmählich formierenden Heimatschutzbewegung anzusprechen, über deren Protagonisten immer noch viel zu wenig bekannt ist. Zum dritten wegen der vielen aktuellen Bezüge: Zeit seines Lebens hat Schultze konsequent den Gedanken des Naturschutzes und der Heimatpflege kultiviert, an seinem Beispiel kann man deshalb viel über Möglichkeiten und Grenzen bürgerschaftlichen Engagements in diesen Bereichen lernen.
Unser abschließender Dank gilt allen Referent/-innen sowie den Moderatoren des Symposions, den Autor/-innen des Katalogbandes, den Leihgebern und beteiligten Institutionen und Vereinen. Ein ganz besonderer Dank gebührt der Stadt Regensburg, und hier vor allem dem Kulturreferenten Herrn Wolfgang Dersch. Er stand unserem Vorhaben von Anfang an
ausgesprochen wohlwollend und mit tatkräftiger Unterstützung gegenüber. Besonderen Dank schulden wir ferner Frau Dr. Alexandra Demberger, die seit November 2020 im Auftrag des Historischen Vereins die inhaltliche und logistische Koordination der Umsetzung von Ausstellung und Katalog übernommen hat. Last but not least danken wir auch Frau Luzie Woitsch, die als Bundesfreiwilligendienstleistende in der Städtischen Galerie im Leeren Beutel unser Projekt mit größtem Engagement unterstützt hat.
Regensburg, im Mai 2021
Die Herausgeber:
Dr. Thomas Feuerer
Historischer Verein für Oberpfalz und Regensburg
Prof. Dr. Julian Jachmann
Institut für Kunstgeschichte an der Universität Regensburg
Dr. Reiner Meyer
Museen der Stadt Regensburg, Städtische Galerie
Dr. Peter Styra
Fürst Thurn und Taxis Zentralarchiv – Hofbibliothek –Museen
Aus dem Vorwort des Ausstellungskatalogs (gekürzte Fassung)